Energiewendebarometer 2024

Das diesjährige Energiewendebarometer findet in einem schwierigen Umfeld statt. Die allgemeinen Beschaffungskosten für Strom und Gas sind zwar gesunken, die politische Situation auf der Welt bleibt jedoch unsicher. Der Krieg in der Ukraine dauert an und Auswirkungen des Klimawandels durch Hitzerekorde und Überschwemmungen nehmen zu. Der Aufbau neuer Angebote bei den erneuerbaren Energhien und Wasserstoff nimmt zwar an Fahrt auf, ist zum derzeiten Zeitpunkt in einigen Fällen noch nicht verlässlich. Dazu kommen anhaltende politische Diskussionen zur Haushaltssituation und der Energiegesetzgebung. 

Die zentrale Frage des Energiewendebarometers lautet: "Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?". Teilgenommen haben 3.283 Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Antworten kommen aus der Dienstleistungsbranche (56 Prozent), gefolgt von Industrie (23 Prozent), Handel (14 Prozent) und Bauwirtschaft (6 Prozent). Regional verteilen sich die Antworten zu 36 Prozent aus dem Westen, 28 Prozent aus dem Süden, 19 Prozent aus dem Osten und 16 Prozent aus dem Norden.
Nach einer historisch schlechten Einschätzung im vergangenen Jahr, verbessert sich der Wert dieses Jahr wieder leicht. Über alle Branchen, Betriebsgrößen und Regionen hinweg ergibt sich aktuell ein Wert von -19,8 auf einer Skala von -100 (sehr negativ) bis +100 (sehr positiv). Im Vorjahr lag der Wert bei -27.

Im zeitlichen Vergleich wird deutlich, dass wir uns weiterhin in einer enorm negativen Phase der Bewertung der Energiewende befinden. In den Jahren 2016-2022 schwankte der Wert zwischen maximal -7 (2022/2021) und +1 (2016/2017). Anhand des Branchenvergleichs ist der Kipppunkt im Jahr 2022/2023 deutlich ersichtlich.

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Angesicht der weiterhin hohen Energiepreise im europäischen Vergleich, verstärken sich die Pläne zur Einschränkung der Produktion in Deutschland. Dies gilt besonders für die Industriebranche, insbesondere für Industriebetriebe mit hohen Stromkosten und für große Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden. 
Im Vergleich zum letzten Jahr stieg die Anzahl der Unternehmen, die eine Einschränkung der Produktion im Inland oder Verlagerung in das Ausland planen von 38% (hohe Stromkosten) und 43% (mehr als 500 Mitarbeitende) auf 45% und 51%.

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Die hohen Energiepreise zeigen besonders dieses Jahr immense Auswirkungen auf die Investitionsfähigkeit von Unternehmen. Von Einschränkungen betroffen sind dabei alle Investitionsbereiche: Betriebliche Kernprozesse, Forschung/Innovation und Klimaschutz. Mittel- und langfristig führt das Ausbleiben von Investitionen in zentrale Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen zu dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. 
Besonders problematisch im Angesicht der Energiewende sind ausbleibende Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen. Ohne diese Investitionen wird die Energiewende nicht funktionieren.

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Größtes Transformationshemmnis ist die Bürokratie

Während die hohen Energiepreise große Auswirkungen auf die Investitionsmaßnahmen haben und Unternehmen zu Produktionseinschränkungen bewegen, rückt dieses Jahr die Menge an Bürokratie in den Vordergrund. Die genannten Defizite reichen dabei von fehlender Kompetenz in den Ämtern über fehlendes einheitliches europäisches Vorgehen bis zu einer stetig steigenden Flut von Dokumentationserfordernissen. Besonders oft genannt wird die lange Dauer für Zulassung und Inbetriebnahme von Erneuerbare-Energie-Anlagen von durchschnittlich 1-2 Jahren.

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Erwartungen der Wirtschaft an die Politik

Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge steht in diesem Jahr ganz oben auf der Agenda der Unternehmen. Dies ist Ausdruck des großen Interesses, klimaneutral und unabhängig von schwankenden Marktpreisen zu werden. Es zeigt aber auch den Wunsch, die Chancen der Energiewende zu nutzen und unabhängiger von politischen Entscheidungen zu werden.
Auffällig sind zwei weitere Änderungen gegenüber dem Vorjahr: Die Zustimmung zu einer einheitlichen Strompreiszone hat deutlich zugenommen und die Zustimmung zum Emissionshandel hat eher abgenommen.

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Den vollständigen Bericht mit allen Ergebnissen finden Sie hier.

Auf Basis der Ergebnisse des Energiewendebarometers 2024 hat die DIHK zehn Vorschläge für Maßnahmen erarbeitet, die kurzfristig umgesetzt werden können:

  1. Steuern und Abgaben auf Strom senken
  2. Netzausbau bescheunigen und Netzentgelte mit Haushaltsmitteln senken
  3. Pakt für Beschleunigung umsetzen
  4. Ausbau Erneuerbarer Energien auf Investitionsförderung umstellen
  5. Investition in die Transformation fördern - aber richtig
  6. Netzanschlüsse schnell und bedarfsgerecht bereitstellen
  7. Kein Gold Plating bei Abwärme, keine übermäßige Regulierung bei Energieffizienz
  8. Importstrategie für Wasserstoff glaubwürdig machen
  9. Perspektive für Carbon-Management geben
  10. Deutschland im Energiebinnenmarkt verankern

2023: Energiewendebarometer

Energieprobleme belasten Produktion in Deutschland

Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist aktuell auf einen Tiefpunkt gesunken. Das zeigt das Energiewende-Barometer 2023 der IHK-Organisation, an dem sich 3.572 Unternehmen bundesweit (knapp 100 Unternehmen aus der Region Hellweg-Sauerland) aus allen Branchen beteiligt haben. Es weist den schlechtesten Wert seit dem Start der Befragungen im Jahr 2012 aus. 

Insgesamt erwarten die Betriebe in Deutschland deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit: Für 52 Prozent der Unternehmen wirkt sich die Energiewende sehr negativ oder negativ auf das eigene Geschäft aus, für nur 13 Prozent sehr positiv oder positiv. In der energieintensiven Industrie sehen sich sogar drei Viertel der Betriebe negativ oder sehr negativ betroffen. Im Saldo ergibt sich auf einer Skala von minus 100 ("sehr negativ") bis plus 100 ("sehr positiv") ein Barometerwert von minus 27.

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Energiepolitik als zentrale Problematik

Ein zentraler Auslöser für die negativen Einschätzungen der Unternehmen sind die energiepolitischen Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.Die Energiepreise blieben auf einem hohen Niveau, und es mangle an Perspektiven für die Wirtschaft in Deutschland, so das Resümee des stellvertretenden DIHK-Hauptgeschäftsführers.
Auswirkungen der hohen Energiepreise sind insbesondere im Bereich der Investitionen zu beobachten. Drei Viertel der Unternehmen fahren ihre Investitionstätigkeiten zurück. In der energieintensiven Industrie schränkt fast die Hälfte der Firmen ihre Investitionen sogar in den Kernbereichen ein. Investitionen, die für eine zukunftsgerechte und nachhaltige Produktion dringend notwendig wären, wie beispielsweise in Klimaschutzmaßnahmen und Forschung, werden zurückgestellt. 


Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland

In der Gesamtheit der Unternehmen überwiegen noch die Stimmen, die in Deutschland die Herausforderungen der Energiepolitik annehmen wollen. Die Standorttreue ist bei vielen Betrieben weiterhin stark ausgeprägt. In der Industrie und hier besonders bei den großen Unternehmen nehmen jedoch die Pläne deutlich zu, dem Standort Deutschland den Rücken zu kehren. Fast ein Drittel der Industriebetriebe (32 Prozent) plant oder realisiert die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland beziehungsweise die Einschränkung ihrer Produktion im Inland.


Die vollständige Pressemeldung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) finden Sie hier
Dort finden Sie zugleich auch fünf Punkte für eine erfolgreiche Energiewende und einen stärkeren Standort.